1977 und 1978 sprengte das MfS an dieser Stelle Altbauten, die an der heute überbauten Müllerstraße standen. Sie machten Platz für das Bürohaus der Hauptverwaltung A des MfS, die für die Auslandsspionage zuständig war. Die vier hohen Plattenbauten dienten auch dazu, das Stasi-Gelände zur Frankfurter Allee hin abzuschirmen (Haus 15). Das gleichzeitig errichtete Haus 16 nebenan in der Ruschestraße bot Büroräume für die MfS-Hauptabteilung XVIII, zuständig für die Kontrolle der Volkswirtschaft. Außerdem saßen hier die Kreisleitung der Staatspartei SED und der staatlichen Jugendorganisation FDJ.
Die Gebäude sind heute in Privatbesitz.
Auf einer Schautafel sind die Stationen zum Bau von "Haus 15" dargestellt. Gärten und Altbauten mussten für den Sitz der Hauptverwaltung A weichen.
Quelle: BArch, MfS, SdM, Fo, 19, Bild 4
In dem im Hof stehenden 13-Geschosser hatten in der 9. Etage der langjährige Leiter der HV A, Markus Wolf, und in der darüber liegenden Etage sein Stellvertreter und Nachfolger, Werner Großmann, ihre Büros. Unter dem Block gab es einen Schutzraum für die HV A-Führung. Ausgestattet war dieser mit einer verstärkten Betondecke, einer Zugangsschleuse und Luftfiltern. Ein Kriechgang führte auf den Innenhof.
Quelle: BArch, MfS, BdL, Fo 296, Bild 26
Die Blöcke der DDR-Auslandsspionage an der Ecke Ruschestraße/Frankfurter Allee
Quelle: BArch, MfS, HAII, Fo, 1713, Bild 19
Im Block an der Frankfurter Allee, auf der Höhe des U-Bahn-Eingangs, befand sich im Keller neben den Waffenkammern eine Sauna für die HV A Mitarbeiter.
Quelle: BArch/Mulders
Leiter der Hauptverwaltung Aufklärung
Generaloberst Markus Wolf leitete seit 1952 34 Jahre lang die Hauptverwaltung Aufklärung. Zugleich war er Stellvertretender Minister für Staatssicherheit und Mitglied des Kollegiums des MfS. Wolf schied im Februar 1986 aus seinen Leitungsfunktionen aus, blieb aber weiterhin Mitarbeiter der HV A. Seine offizielle Aufgabe bestand nun darin, die Geschichte der DDR-Auslandsspionage aufzuschreiben. Werner Großmann folgte Wolf in seinen Ämtern.
Markus Wolf während eines Empfangs mit Minister Erich Mielke (rechts) und SED-Chef Walter Ulbricht (links). Die Aufnahme entstand wahrscheinlich 1970.
Quelle: BArch, MfS, SdM Fo 173, S. 13
"Auftrag erfüllt"
Der Name Günter Guillaume steht wie kein anderer exemplarisch für die Westspionage des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS). Er stieg zum Persönlichen Referenten des damaligen Bundeskanzlers Willy Brandt auf und hatte Zugang zu streng geheimen Unterlagen. Der Propagandafilm "Auftrag erfüllt" der Stasi widmet sich den Hintergründen dieses Spionagefalls.
Überläufer Werner Stiller
Am Abend des 18. Januar 1979 flüchtete Oberleutnant Werner Stiller nach West-Berlin. Bereits vor seiner Flucht hatte Stiller Informationen an den Bundesnachrichtendienst (BND) geliefert. In die Hände des BND gelangten die Listen „mit den Titeln aller nachrichtendienstlich aus dem Westen bezogenen Informationen“ des für die Wirtschaftsspionage zuständigen Sektors Wissenschaft und Technik der Hauptverwaltung Aufklärung. Die Flucht Werner Stillers erzeugte im Ministerium eine tiefe Unsicherheit und zog eine intensive Fehlersuche nach sich.
Werner Stiller
Quelle: BArch, MfS, HA XVIII, Nr. 25615, Bl. 1
Kurz bevor sich Stiller in den Westen absetzte, suchte er noch sein Büro in Haus 15 auf. Es befand sich im 13-Geschosser an der Frankfurter Allee in der 5. Etage; gegenüber lag das Büro seines Vorgesetzen Oberst Jesse. Aus dem von ihm aufgebrochenen Stahlschrank der Sekretärin entnahm Stiller wichtige Dokumente.
Quelle: BArch, MfS, HA II, 3542, S. 32
Die Stasi dokumentierte den Tatort sorgfältig.
Quelle: BArch, MfS, HA II, 3542, S. 33