Rundgang Stasi-Zentrale

Gebäudekomplex Gotlindestraße

Die Dienstgebäude des MfS an der Gotlindestraße gehörten bis 1990 zur Stasi-Zentrale, die sich seit 1950 raumgreifend im Kiez ausbreitete. Das MfS baute den Komplex ab 1975 in zwei Stufen auf: Bis 1979 entstanden drei Bürobauten und ein Funktionsbau für Nachrichtentechnik. Hier errichtete die Stasi eine moderne Nachrichtenzentrale für ihre elektronische Kommunikation und für das geheime Regierungs- und Parteinetz. Ab 1985 entstanden in der angrenzenden Ruschestraße drei 8- bzw. 13-geschossige Plattenbauten. Dort arbeitete vor allem die Hauptabteilung Kader und Schulung, zuständig für das MfS-Personal.

Die Häuser werden heute von Behörden oder als Wohnungen genutzt.

Welche Stasi-Abteilungen arbeiteten vor Ort?

In Haus 41 und 42 saß unter anderem die MfS-Abteilung Finanzen. Hier gab es eine eigene Sparkasse für die MfS-Mitarbeiter. Von Haus 41 aus operierte unter dem Code "Quelle 30" ein Sonderstab der Hauptabteilung III (Funkaufklärung und Funkabwehr). Der Stab verarbeitete u.a. bedeutsame Informationen, die aus abgehörten Telefonaten zwischen West-Berlin und der Bundesrepublik stammten.

Nachrichtenwürfel

Das wichtigste Objekt war das 1979 übergebene quadratische Nachrichtenfunktionsgebäude, das Haus 43. Drei von außen gut sichtbare Antennenmasten zeugten von der Bedeutung. Von hier aus organisierte die Abteilung N die Informationsübermittlung zwischen der Stasi-Zentrale und den Dienststellen in der DDR. Gleichzeitig unterhielten Techniker der Abteilung N von hier aus das Telefonnetz der "geheimen Regierungsverbindungen" des Ministerrates und der Regierungsstellen der DDR.

2. Bauphase

Neben der Hauptabteilung Kader und Schulung nutzte Haus 47 auch die Abteilung M (Postkontrolle). Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter öffneten Briefe und Postsendungen im großen Umfang. Sie kopierten den Inhalt bei Bedarf und hinterlegten die Kopien in den sogenannten M-Speichern, die im Laufe der Jahre immer mehr Platz für sich beanspruchten. Die Stasi wusste, dass die Praxis der "Postkontrolle" selbst in der DDR rechtswidrig war.