Rundgang Stasi-Zentrale

Sitz des Ministers (Haus 1)

Das 1963 fertiggestellte Haus 1 war Sitz des Stasi-Ministers Erich Mielke. Von hier aus leitete er im Auftrag der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) die MfS-Zentrale und die Dienststellen in den Bezirken und Kreisen der DDR. Mitte der 1970er Jahre erhielt der verglaste Haupteingang einen Vorbau. Er sollte gegen Blicke aus den neu errichteten Hochhäusern der Frankfurter Allee abschirmen. Am 15. Januar 1990 verschafften sich mutige Bürgerinnen und Bürger Zugang zur Stasi-Zentrale, auch zu Haus 1.

Seit November 1990 betreibt hier die ASTAK e. V. das Stasimuseum. Neben weiteren Initiativen zur Aufarbeitung der SED-Diktatur hat die Dachorganisation der Opferverbände (UOKG e. V.) Büroräume im denkmalgeschützten Haus.

Baumaßnahmen und Sicherheit

Der Bau von Haus 1 erfolgte unter strenger Geheimhaltung. Ab 1964 konnte der Minister seine Diensträume in der 2. Etage beziehen. Mit Haus 1 schloss das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) die Lücke zwischen dem ehemaligen Finanzamt an der Ecke zur Normannenstraße, dem sogenannten Altbau, und dem ab 1957 errichteten Haus 7, dem sogenannten Neubau. Die Stasi nannte das Haus aufgrund seiner Lage daher lange Zwischenbau bzw. Objekt Z. Der Zugang erfolgte nur mit Sondergenehmigung. Als Schwachstelle entpuppte sich der Haupteingang von Haus 1 mit seinen Glastüren. Nach dem Bau der Hochhäuser in der Frankfurter Allee Mitte der 1970er Jahre errichtete das MfS einen Vorbau als Sichtschutz gegen unerwünschte Blicke von außen.

Neben den Leitungsbüros des Ministers und seiner Stellvertreter saß in der 5. und 6. Etage bis zum Jahr 1986 die Abteilung XII  Zentrale Auskunft/Speicher. Im obersten Geschoss war bis 1979 die Abteilung Nachrichten angesiedelt. Drei 15 Meter hohe Antennenmasten ermöglichten den Funkverkehr der Stasi-Spitze mit den eigenen Dienststellen, der SED-Führung und den sowjetischen „Freunden“.

 

Im Inneren der Machtzentrale

Mit der Ernennung von Erich Mielke zum Minister stärkte Walter Ulbricht zugleich auch seine Position. Mielkes Vorgänger Wilhelm Zaisser und Ernst Wollweber galten aufgrund ihrer engen Verbindungen nach Moskau und zum sowjetischen Geheimdienst dem Parteivorsitzenden Ulbricht als allzu mächtig und eigenständig. Mit dem neuen Minister meinte er einen ergebenen Gefolgsmann gefunden zu haben, der ihm aufgrund seiner belasteten Biografie nicht gefährlich werden konnte. So hatte sich Mielke unter anderem im August 1931 am Mord an zwei Polizisten auf dem Berliner Bülowplatz beteiligt und floh vor seiner Festnahme nach Moskau.

Im Konferenzraum in der sogenannten 1. Etage fanden verschiedene Veranstaltungen mit dem Minister statt. Neben den Sitzungen des Kollegiums des MfS bestellte Erich Mielke die Leiter der Bezirksverwaltungen hierhin ein. Damit niemand zu spät kam, ordnete Mielke an, dass die Leiter der weit von Berlin entfernt liegenden Außenstellen bereits am Vorabend anzureisen hatten.

 

Zielsetzungen der operativen Arbeit

Auf der erweiterten Kollegiumssitzung des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) am 9. März 1988 sprach Erich Mielke über verschiedene innen-, außen- und wirtschaftspolitische Themen. Dabei ging er auch auf die verschiedenen jugendlichen Subkulturen in der DDR ein. Der Stasi-Minister stellte sie als Gefahr für die Ordnung und Sicherheit dar und forderte ein hartes Durchgreifen.