Der L-förmige Bau wurde 1956 im Zuge der ersten größeren Erweiterung der Stasi-Zentrale errichtet. Verschiedene Diensteinheiten arbeiteten hier, bis zum Ende der Staatssicherheit hauptsächlich die Hauptabteilung XX. Sie war zuständig für die Kontrolle und Überwachung gesellschaftlicher Bereiche wie Kunst, Kultur, Sport oder Kirchen, aber auch des Staatsapparats der DDR. Außerdem organisierte sie die Bespitzelung und Verfolgung politisch Andersdenkender.
Heute befinden sich in Haus 7 die frei zugängliche Archivausstellung „Einblick ins Geheime“ sowie Büroräume des Stasi-Unterlagen-Archivs.
Baugeschichte
Der L-förmige Neubau entstand bis 1958 als zweites großes Bauprojekt im Zuge der Erweiterung der Stasi-Zentrale. Mit dem lange Zeit nur Neubau und dann Haus 7 genannte Gebäude verschwanden die Kleingärten, die es bis dahin hier noch gab. Das Gebäude besteht aus einem Nord-, einem Ost- und einem Westflügel. Verbunden sind die Flügel mittels eines Kopfbaues am Schnittpunkt der drei Baukörper. Er schließt oberhalb der drei Gebäudeflügel ab mit einer ursprünglich mit Fenstern großzügig ausgeführten Loggia. Im Turmbauwerk, das das Treppenhaus mit seinem Paternoster aufnimmt, befanden sich auf den einzelnen Etagen Konferenzsäle. Sie dienten unter anderem als Schul- und Ausbildungsräume sowie als Sprach- und Traditionskabinett. Mit dem Westflügel wurde zugleich die Helmutstraße überbaut.
Spalierstehen beim Empfang einer Delegation Ende der 1960er Jahre. Im Hintergrund: der bis 1976 von der Hauptverwaltung A genutzte Nordflügel von Haus 7.
Quelle: BArch, MfS, ZAIG, Fo 1605, Bild 19
Stilistisch lehnt sich das Gebäude an den neoklassizistischen Baustil der Stalinallee an, verzichtet jedoch auf pompöse Bauelemente.
Quelle: BArch, MfS, ZAIG, Fo 1605, Bild 23
Mit dem Westflügel wurde zugleich die Helmutstraße überbaut, die ursprünglich die Normannenstraße mit der Frankfurter Allee verband. Die Helmutstraße wurde wenig später aus dem Berliner Straßenplan gestrichen.
Quelle: BArch, MfS, BdL, Fo, Nr. 82, Bild 475
Plan von 1955 mit dem Ost- und Westflügel von Haus 7.
Quelle: BArch, MfS, SHB 5317, S. 183
Der Dachaufsatz bot Platz für Sportaktivitäten und Konferenzen.
Quelle: BArch, MfS, ZAIG, Fo 598, Bild 12
Die Räume im Kopfbau nutzte die Stasi auch für unterschiedliches Sportprogramm.
Quelle: BArch, MfS, HA XX, Fo 1840, Bild 13
Generalleutnant Paul Kienberg, Leiter der Hauptabteilung XX von 1964 bis 1989.
Quelle: BArch, MfS, HA KuSch, Nr. 1567
Die Abteilung 9 war konkret zuständig für die Unterdrückung von politischem Widerspruch in „intellektuellen Personenkreisen“. Der Strukturplan legt die Verantwortlichkeiten innerhalb der Abteilung mit den jeweiligen Referaten und dazugehörigen Stellen fest.
Quelle: BArch, HA XX, 19486, S. 176
Zu den Schwerpunkten der von Generalleutnant Paul Kienberg geleiteten HA XX zählten ab Anfang der 1980er Jahre die unter dem Schutzdach der Kirche entstehenden unabhängigen Friedens-, Umwelt- und Menschenrechtsgruppen. Mit Hilfe von Einschüchterungen, Festnahmen, Ordnungstrafen, von Überwachung und der Streuung von diffamierenden Falschinformationen gingen Kienberg und seine Helfer gegen kirchliche Jugendmitarbeiter und die kritischen Jugendlichen vor. Inoffizielle Mitarbeiter sollten die Arbeit der Gruppen lahm legen. Mittel der Behinderung wie Reisesperren selbst in das sozialistische Ausland und Ausbildungsplatzverweigerungen sollten unangepasste Jugendliche abschrecken.
Informationsspeicher
Neben der Hauptabteilung XX, mit rund 450 Mitarbeitern, unterhielten auch die Archivabteilung mit 60 Mitarbeitern, die Arbeitsgruppe des Ministers und das Sekretariat des Stellvertreters des Ministers im Haus 7 Büros. Bis 1978 nutzte die DDR-Spionage, die Hauptverwaltung Aufklärung, den Nordflügel komplett für ihre Zwecke. Nach dem Auszug wurden in der 2. Etage Rechner zur Personenüberwachung installiert. Allem Anschein nach speisten Mitarbeiter der Hauptabteilung XX hier die Zentrale Personendatenbank mit neuen Informationen über unangepasste Bürger.
Mitarbeiterin der Abteilung XII bei der Arbeit mit Karteikarten und Listen.
Quelle: BArch, MfS, Abt. XII, Fo, Nr. 94, Bild 8